Vier Personen, erkennbar unterschiedlicher Herkunft, sitzen und stehen um an einem Tisch und bearbeiten Unterlagen.

Städtische Kampagne „Nicht ohne uns!“

Interfraktioneller Antrag der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, der SPD-Ratsfraktion, der SSW-Ratsfraktion unter Federführung der Ratsfraktion Die Linke/Die Partei

Die Verwaltung wird beauftragt eine Kampagne mit dem Arbeitstitel „Nicht ohne uns!“ zu konzipieren. Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung von Migrant*innen und Bürger*innen mit Einwanderungsgeschichte für die Stadtgesellschaft Kiel eindringlich sichtbar zu machen und ihnen die gebührende Wertschätzung entgegenzubringen.

Hierzu soll die Verwaltung frühzeitig den Austausch mit dem Forum für Migrant*innen suchen und diesen kontinuierlich in den Prozess einbinden.

Im Zentrum der Kampagne soll die unverzichtbare Rolle von Menschen mit Migrationsgeschichte in zentralen gesellschaftlichen Bereichen stehen – insbesondere in der Wirtschaft, im Gesundheitswesen, in der pädagogischen und sozialpädagogischen Arbeit, in Kultur, Vereinen und Ehrenamt. Es soll deutlich werden, dass Kiel ohne den Beitrag dieser Menschen in vielen Lebensbereichen nicht funktionsfähig wäre.

Ein besonderer Fokus soll auf der historischen Würdigung liegen – von der ersten Generation der sogenannten Gastarbeiter*innen, die mit ihrer Arbeit entscheidend zum wirtschaftlichen Aufbau der Bundesrepublik beigetragen hat, bis hin zur heutigen modernen Einwanderungsgesellschaft, die durch Vielfalt, Engagement und Teilhabe geprägt ist. Die Kampagne soll diese Entwicklung sichtbar machen und den Menschen hinter diesen Geschichten mit Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit begegnen.

Ein Zwischenbericht zum Stand der Kampagnenentwicklung ist dem Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit sowie der Ratsversammlung in Form einer Geschäftlichen Mitteilung bis spätestens zur Sitzung der Ratsversammlung am 18. September 2025 vorzulegen.

Begründung

Kiel ist eine vielfältige, solidarische und offene Stadt. Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind ein unverzichtbarer Teil unserer Stadtgesellschaft. Sie leisten – oft unter schwierigen Bedingungen – einen entscheidenden Beitrag zum Funktionieren unserer Wirtschaft, der sozialen Infrastruktur, des Bildungs- und Gesundheitswesens sowie zum kulturellen Leben – in Vereinen, Nachbarschaften und im Ehrenamt.

Ein erheblicher Teil der migrantischen Kieler*innen arbeitet in systemrelevanten Bereichen. Sie sichern die alltägliche Versorgung in Pflegeheimen, Kitas, Krankenhäusern, Handwerksbetrieben, im Einzelhandel und im öffentlichen Dienst. Ohne ihren täglichen Einsatz würde das gesellschaftliche Leben in Kiel spürbar an Stabilität und Lebensqualität verlieren.

Doch ihr Wert bemisst sich nicht allein an ihrer Arbeitskraft. Unabhängig von Beruf und Erwerbstätigkeit sind Menschen mit Migrationsgeschichte fester Bestandteil unserer Stadtgemeinschaft. Sie sind Nachbar*innen, Freund*innen, Eltern, Schüler*innen, Mitstreiter*innen – sie gestalten das soziale, kulturelle und demokratische Leben in Kiel jeden Tag aktiv mit. Sie gehören dazu und sie bleiben – nicht, weil sie „gebraucht“ werden, sondern weil sie hier leben. Kiel ist ihr Zuhause.

Gerade vor dem Hintergrund migrationspolitischer Debatten auf Bundesebene und wiederholter Rückführungsdiskussionen ist es umso wichtiger, dass Kiel als Stadtgesellschaft ein starkes Zeichen setzt: Für Zugehörigkeit, Anerkennung und gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Die vorgeschlagene Kampagne mit dem Arbeitstitel „Nicht ohne uns!“ soll diese Haltung sichtbar machen. Sie richtet sich sowohl an die Mehrheitsgesellschaft als auch an die migrantischen Communities selbst – als klares und unmissverständliches Signal: Ihr seid willkommen. Kiel funktioniert nicht ohne euch. Kiel gehört euch mit.

Die Kampagne wird in enger Abstimmung mit dem Forum für Migrant*innen entwickelt. Ihre Sprache, Bildsprache und Themenwahl sollen die Vielfalt Kiels authentisch widerspiegeln. Eine breite Einbindung migrantischer Organisationen und Einzelpersonen ist dabei ebenso zentral wie ein positiver, empowernder Ansatz.

Ziel ist es, eine öffentliche Debatte anzustoßen, die über Arbeitsmarktlogiken hinausgeht und das gesellschaftliche Miteinander in den Mittelpunkt stellt – solidarisch, inklusiv und gerecht. Dabei soll auch die historische Perspektive sichtbar werden: von der ersten Generation der sogenannten Gastarbeiter*innen, die maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufbau beigetragen hat, bis zur heutigen modernen Einwanderungsgesellschaft, in der Vielfalt längst gelebte Realität ist.

Vorgang im Infosystem Kommunalpolitik:
Interfraktioneller Antrag – 0569/2025-03

Status: Entscheidung in der Sitzung der Ratsversammlung am 12. Juni 2025.