Vier Personen, erkennbar unterschiedlicher Herkunft, sitzen und stehen um an einem Tisch und bearbeiten Unterlagen.

Städtische Kampagne „Nicht ohne uns!“

Die Verwaltung wird beauftragt eine Kampagne mit dem Arbeitstitel „Nicht ohne uns!“ zu entwerfen. Hierzu soll sie sich mit dem Forum für Migrant*innen in Austausch setzen.

Ziel der Kampagne soll sein auf die Wichtigkeit der Migrant*innen und Bürger*innen mit Einwanderungsgeschichte (Migrationshintergrund) für die Kieler Gesellschaft eindringlich hinzuweisen. Dieses mit Blick auf die Systemrelevanz in Wirtschaft, in pädagogischen und sozialpädagogischen Bereichen, dem Gesundheitswesen und im kulturellen Bereich. Verdeutlicht werden soll, wie wichtig die Migrant*innen und Bürger*innen mit Migrationshintergrund für die Stadt Kiel und ihre Gesellschaft sind, die ohne sie nicht funktionieren würde.

Ein Zwischenstand ist dem Ausschuss für Soziales, Wohnen und Gesundheit und der Ratsversammlung in Form einer Geschäftlichen Mitteilung bis spätestens zur Sitzung der Ratsversammlung am 18. September vorzulegen.

Begründung

Mit dem Sturz des syrischen Diktators Assad mehren sich die Wünsche der ausländischen bzw. nicht deutschen Mitbürger*innen, das Land wieder zu verlassen. Wir bzw. unsere deutsche Wirtschaft, braucht aber genau diese Arbeitskräfte. Auch die politische Stimmung in diesem Land drängelt immer wieder auf Ausreise. Hierbei wird aber stets vergessen, dass beispielsweise 62 % der syrischen Arbeitskräfte in systemerhaltenden Bereichen arbeiten.

„Die Mehrheit der syrischen Geflüchteten arbeitet in Mangel- und systemrelevanten Berufen. Syrische Männer sind vorwiegend in Verkehrs- und Logistikberufen (22 %), Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen (zusammen 21 %), im Lebensmittel- und Gastgewerbe (14%), im Gesundheitswesen (11 %) sowie im Bau- und Ausbaugewerbe (9 %) beschäftigt. Syrische Frauen hingegen arbeiten vorrangig in sozialen und kulturellen Dienstleistungen (28 %), im Gesundheitswesen (18 %), im Lebensmittel- und Gastgewerbe (17 %) sowie im Handel (11 %). Viele der Tätigkeitsfelder, in denen syrische Geflüchtete arbeiten, gelten als Mangelberufe, in denen eine hohe Arbeitskräftenachfrage einem vergleichsweise geringen Arbeitsangebot gegenübersteht. Zudem arbeiten 62 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrer*innen in systemrelevanten Berufen, beispielsweise im Gesundheitswesen, im Bereich Transport und Logistik oder in der Nahrungsmittelproduktion. Bei den deutschen Beschäftigten sind es 48 Prozent.”

Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 13.12.2024

Eine Aufschlüsselung des Anteils der Beschäftigten mit Migrationshintergrund in systemrelevanten Berufen findet sich tabellarisch in der Veröffentlichung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung DeZIM e.V. aus 05.2020, Seite 5[pdf].

Eine Ausreise dieser Arbeitskräfte bedeutet für unser System also kurz- oder mittelfristig den Zusammenbruch. Das betrifft selbstverständlich auch die Landeshauptstadt Kiel. Hier soll darauf hingewiesen werden, dass Ende des 1. Quartals 2025 30,8 % der Kieler Bevölkerung über einen Migrationshintergrund verfügen. (siehe Quartalsbericht der LH Kiel, S. 4 von 04/2025[pdf]).

Deshalb sollte die Stadt alles in ihrer Macht stehende versuchen, um den für uns unverzichtbaren Kieler*innen mit Migrationsgeschichte ihren Dank und ihre Verbundenheit auszudrücken und sie zum Bleiben zu bewegen!

Vorgang im Infosystem Kommunalpolitik:
Interfraktioneller Antrag der Ratsfraktion DIE LINKE / DIE PARTEI und der SSW-Ratsfraktion – 0569/2025-02

Status: Entscheidung in der Sitzung der Ratsversammlung am 12. Juni 2025.