Heraus zum 1. Mai und wie die Kieler Wohnungsbaugesellschaft Luxuswohnungsbau subventionieren soll ─ Sonntagssenf #21
Mein persönlicher, politischer Wochenrückblick legt heute den Schwerpunkt auf den Kieler Wohnungsmarkt und darauf, wie die öffentliche Hand Luxuswohnungsbau subventionieren soll. Außerdem gehe ich kurz auf die Corona-Situation ein und gebe einen Ausblick auf die Demo-Woche. Wenn es wieder heißt: Heraus zum 1. Mai!
(Un)KoolKiel
In der Werftstraße in Gaarden wird kein Luxushotel entstehen. Das klingt erst einmal nach einer guten Nachricht, denn alle Kieler_innen wissen, dass nichts so unnötig ist, wie ein weiterer Hotelbau in unserer Stadt. Allerdings plant der Investor nun den Bau von Luxuswohnungen. Auch nicht besser, eher schlimmer. Bei einem angekündigten Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro dürfte jede Wohnung locker über eine Million Euro kosten. Um diese Wohnungen realisieren zu können, ist aber eine Änderung des B-Planes nötig. Diese strebt der Investor nun an. Statt Verhandlungen über den Rückkauf der Fläche anzustreben, hat Frau Grondke im vorauseilenden Gehorsam auch sofort angekündigt, diese Änderung im Bauausschuss beschließen lassen zu wollen.
Eine weitere „Hürde“ für den Investor will die Stadt ebenfalls selber abräumen. Es existiert in Kiel die hart erkämpfte Regelung, dass in 30% aller neu gebauten Wohnungen sozial gefördert werden sollen. Das gefällt dem Investor natürlich nicht. In seinem Luxushochhaus soll es schließlich exklusiv zugehen. Er selbst spricht von „einer Aufwertung für den Standort“ und will „die Vielfalt Gaardens mit der Exklusivität Düsternbrooks verzahnen“.
An diesem Punkt kommt dann die öffentliche Kieler Wohnungsbaugesellschaft ins Spiel. Sie soll vom Investor nach Fertigstellung das Verlustgeschäft des sozial geförderten Wohnungsbaus übernehmen und diesem 30% der Bruttogeschossfläche abkaufen. Solch einen krummen Deal hat es in Kiel schon einmal in der Marthastraße gegeben, wo sich die BigBau mit Hilfe der Stadt Kiel gesund gestoßen hat. Der Investor kann sein Glück kaum fassen, jubelt und bedankt sich artig bei der Kieler Verwaltung mit dem Satz: „Wir sind nirgends so angenehm empfangen worden wie in Kiel.“
Es wird Zeit, dass die Oberen der Stadt endlich nicht mehr Luxusinvestoren den roten Teppich auslegen, sondern Politik im Interesse der Bevölkerung der Stadt Kiel machen! Wenn das Luxushotel in den Augen der Investoren gescheitert ist, sollte die Stadt Kiel nicht den B-Plan ändern, sondern selbst die Fläche übernehmen und sie komplett der Kieler Wohnungsbaugesellschaft übereignen und selbst bezahlbaren Wohnraum bauen. Luxuswohnungen als neues Wahrzeichen Kiels brauchen wir hier genauso wenig, wie ein weiteres Luxushotel.
Kurzes
Kieler Mieten im Schnitt 11,9% teurer als vor 2 Jahren.
Die Stadt Kiel hat einen neuen Mietspiegel veröffentlicht. Trotz Pandemie sind die Mieten demnach im Schnitt um 11,9% binnen zwei Jahren gestiegen. Ein absoluter Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass die Löhne in der Pandemie eher gesunken sind. Um dieses Problem sollte sich die Stadt mal lieber ernsthaft kümmern statt den Bau von Luxuswohnungen zu fördern.
Corona – Die Armen triezt man und die Reichen lässt man laufen
Die Polizei hat auf dem Vinetaplatz die Maskenpflicht kontrolliert und 37 mal 150 Euro Bußgeld verhängt und dies stolz der Presse verkündet. Wem soll es eigentlich beim absolut notwendigen Kampf gegen die Pandemie helfen, arme Menschen zu drangsalieren? Die Wirtschaft dagegen kommt mal wieder ungeschoren davon. Noch nicht einmal eine Testpflicht wird eingeführt und die Produktion läuft weiter wie eh und je. Gleichzeitig sind wir in Kiel nun bei einer Inzidenz von 99,7 angelangt und die Ausgangssperre steht vor der Tür. Prost Mahlzeit!
Auf der Straße
Gegen den Abschiebeknast!
Gestern fand eine Fahrraddemo mit über 100 Menschen gegen den geplanten Abschiebeknast in Glückstadt statt. Vor den Parteizentralen von CDU und Grünen wurde gegen die unmenschliche Praxis, Menschen die nichts verbrochen haben, einfach wegzusperren, demonstriert.
Ausblick
Preisverleihung an Kiel.Failing.City.
Am Freitag findet um 14 Uhr auf dem Rathausplatz eine ganz besondere Preisverleihung statt. Die Wagengruppe Schlagloch verleiht Preise an die Kiel.Failing.City. Wir dürfen gespannt sein. Meine Favoriten sind der geplante Bau der Südspange, das Versagen gegenüber dem Möbelkonzern Krieger und die Kapitulation auf dem Kieler Wohnungsmarkt vor den großen Investoren.
Heraus zum 1. Mai
Der 1. Mai steht vor der Tür. Mit Maske und Abstand startet eine Bündnis-Demonstration um 12.30 Uhr auf dem Platz der Kieler Matrosen vor dem Hauptbahnhof. Unter dem Motto „Wer hat der gibt und wer nicht gibt, wird enteignet“ soll es durch das Villenviertel Düsternbrook gehen. Wir sehen uns dort! Kommt gut durch die Woche!