Eine junge Streetworkerin reicht einem älteren Mann mit Krücken etwas. Die Szene spielt sich auf einem verschneiten Gehweg im Winter ab.

Mehr Straßensozialarbeit zur Betreuung von Brennpunkten

Änderungsantrag zum Haushaltsplan-Entwurf 2024. Die genauen Haushaltstitel, Beträge und Prognosen zur mittelfristigen Finanzplanung finden sich in der Liste der Änderungsanträge der Ratsfraktion DIE LINKE/Die PARTEI (Drucksache 1326/2023).

Zur Betreuung der bekannten Brennpunkte der Drogenszene auf dem Westufer rund um den Schützenpark und auf dem Ostufer rund um den Vinetaplatz werden zusätzlich je zwei Vollzeitstellen (Fachpersonal zum Thema niedrigschwellige Drogenhilfe-/Drogenberatungsarbeit) für Straßensozialarbeit geschaffen.

Begründung

Straßensozialarbeit findet dort statt, wo sich Konsument*innen illegaler Drogen aufhalten, also oftmals auf der Straße bzw. in der offenen Drogenszene oder anderen für sie relevanten Treffpunkten und Aufenthaltsorten. Straßensozialarbeiter*innen verfolgen einen erweiterten akzeptierenden Ansatz, indem sie sich in den Lebensraum der Klient*innen begeben.

Die Straßensozialarbeit richtet sich an alle drogenkonsumierenden und drogenabhängigen Erwachsenen, die sich auf den offenen Szeneplätzen und anderen Treffpunkten aufhalten. Insbesondere werden dabei Personen angesprochen, die vom übrigen Drogenhilfesystem nicht erreicht werden bzw. dieses ablehnen.

Straßensozialarbeit will in Form regelmäßiger Präsenz auf der Drogenszene vertrauensvolle Kontakte zu den Klient*innen herstellen und stabilisieren. Neben dem Aufbau und der Pflege eines Kontaktnetzes und eines institutionellen Netzwerks sind weitere Ziele allgemeine psychosoziale Arbeit, gesundheitsbezogene Präventionsmaßnahmen, Szene-Interessenvertretung und institutionelle Innovationen.

Straßensozialarbeit ist so geeignet niedrigschwellig bei Problemen und Konflikten im öffentlichen Raum zu helfen und dort Lösungsansätze anzubieten, wo Repression durch Ordnungsdienst und Polizei nur Verdrängung und Verlagerung an andere Orte bedeutet.

Es ist daher sinnvoll und angebracht, für die Brennpunkte der offenen Drogenszene in Kiel sowohl auf dem Ostufer als auch auf dem Westufer, zusätzlich zu der bereits beschlossenen weiteren Repression durch den kommunalen Ordnungsdienst auch einen tatsächlichen Konfliktlösungsansatz durch den verstärkten Einsatz von zusätzlichen Straßensozialarbeiter*innen zu verfolgen.

Finanzielle Auswirkungen

Im Planungsjahr 2024 entstehen Mehraufwendung in Höhe von 320.000 Euro.

Vorgang im Infosystem Kommunalpolitik:
Antrag der Ratsfraktion DIE LINKE / DIE PARTEI – 1316/2023-01

Status: In der Haushalts-Sitzung der Ratsversammlung am 14. Dezember 2023 in geänderter Fassung beschlossen. ✔️