Björn Thoroe als Comicfigur, in der Sprechblase steht: "Druck machen für ein soziales Kiel!"

Warum hat Verkaufs­personal am 3. Oktober nicht auch frei?

In diesem Jahr ist Kiel Austragungsort der zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Hierbei gibt es nicht nur die üblichen Staatsakte mit allerlei Polit-Prominenz, sondern auch zahlreiche Vorführungen, Ausstellungen und Unterhaltungsveranstaltungen für Interessierte.

Nun kann man ─ so wie ich auch ─ der Auffassung sein, dass das alles eine Nummer kleiner hätte sein können. Statt 450.000 Euro an städtischen Geldern nur für diesen einen Tag auszugeben und die halbe Innenstadt abzuriegeln. Aber sei es wie es ist, ich gönne allen Besucher*innen ein schönes und entspanntes Fest.

Warum aber haben die Geschäfte an diesem Feiertag in Kiel auf? Warum wird das so großflächig in Siegerpose mit Einkaufstüten beworben, als sei dieses etwas positives? Haben nicht auch Verkäuferinnen und Verkäufer das Anrecht darauf, an einem Feiertag einfach mal frei zu haben?

Ohne Sonn- und Feiertage gibt es nur noch Werktage!

Im Kieler Einzelhandel arbeiten derzeit ca. 12.000 Leute als Verkaufspersonal ─ viele davon werden auch am 3. Oktober in den Läden sein müssen. Anders als in Pflege- oder Notdiensten, bei der Feuerwehr und anderen Sicherheitskräften (denen laut jüngstem Beschluss von SPD, Grünen, FDP und SSW für ihre Arbeit nicht gedankt werden muss) ist die Feiertagsarbeit im Einzelhandel alles andere als überlebensnotwendig.

Bereits 2017 hatte das Bundesverwaltungsgericht im Rahmen einer Klage gegen Sonn- und Feiertagsöffnungen klipp und klar festgestellt:

Als Sachgrund reicht das alleinige Umsatz- und Erwerbsinteresse der Handelsbetriebe und das Shoppinginteresse der Kundschaft nicht aus.

Urteil vom 17. Mai 2017 – BVerwG 8 CN 1.16 –

Zu verstehen ist diese Feiertagsöffnung als vermeintlich besonderes Ereignis nicht, dürfen doch die Geschäfte in Schleswig-Holstein an Werktagen (also allen Tagen außer Sonntags und gesetzlichen Feiertagen) bis 23 Uhr am späten Abend geöffnet bleiben. Wer Nachts dann noch den Drang verspürt Besorgungen machen zu müssen, kann dieses in 24-Stunden-Tankstellen oder Spät-Kiosken tun, die häufig bis zum Morgengrauen geöffnet haben.

Arbeitnehmer*innen-Interessen ab jetzt ernst nehmen!

Ich hätte mir gewünscht, dass auch die Verkäuferinnen und Verkäufer in Kiel am 3. Oktober mal einen freien Tag gehabt hätten. Es wäre zu wünschen, dass Kiel endlich eine Verwaltungsspitze bekommt, welche die Interessen der Arbeitnehmer*innen berücksichtigt und diese nicht nur als „Wirtschaftsfaktor“ wahrnimmt. Stattdessen haben wir einen noch amtierenden Oberbürgermeister Dr. Kämpfer, welcher am 3. Oktober für die eigene Selbstinszenierung von Fototermin zu Fototermin eilen wird ─ während Tausende im Einzelhandel trotz Feiertag arbeiten müssen.

Mit mir als Oberbürgermeister wird es in Kiel keine Ladenöffnungen an Sonntagen und Feiertagen mehr geben! Jede Stimme für mich bei der Wahl am 27. Oktober erhöht den Druck für ein soziales Kiel, damit die Interessen der Beschäftigten wieder berücksichtigt werden.