Probleme lösen, statt Jugendliche stigmatisieren und ausgrenzen!
Zur Meldung, dass der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche mit Kiel-Karte eingestellt werden soll (Kieler Nachrichten: „Stadt will freien Schwimmbadeintritt für Kiel-Karten-Besitzer einstellen“ (€), 09.09.2023), erklärt Ratsmitglied Björn Thoroe, Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE/Die PARTEI:
„Ich finde, es ist ein unglaublicher Vorgang. Es gibt einen gültigen Beschluss der Ratsversammlung, dass Kinder und Jugendliche mit Kiel-Karte von den Eintrittsgebühren ausgenommen sind und dass das auch in der Gebührensatzung so festgeschrieben werden soll. Dass die Änderung der Gebührensatzung nicht geschehen ist und die Eintrittsbefreiung jetzt einfach so ohne Beteiligung der Selbstverwaltung ausgesetzt werden soll, geht gar nicht! Dass wir davon nicht vom Dezernenten, sondern aus der Presse erfahren, setzt dem Ganzen die Krone auf!“
Zwar hatte die Geschäftsführung der Kieler Bäder GmbH bereits in der Sitzung des Schul- und Sportausschuss im Juli davon berichtet, dass es im Zusammenhang mit der kostenlosen Nutzung der Bäder für Kiel-Karten-Inhaber*innen zu Problemen komme. Aber für diese Probleme hätte halt nach Lösungen gesucht werden müssen:
Wenn es zu „Schummeleien an der Kasse“ gekommen ist, dann müssen die Kieler Bäder eben in die Lage versetzt werden, zu überprüfen, ob Kartennutzer*innen auch die Karteninhaber*innen sind. Und wenn sich Jugendliche daneben benehmen, können und müssen diese individuell zur Verantwortung gezogen werden, was im Einzelfall z.B. ein vorübergehendes Hausverbot beinhalten kann.
„Und wenn der Sozialdezernent kritisiert, dass Eltern ihre Kinder in den Schwimmbädern zur Betreuung quasi abgeben, dann sollte man vielleicht die Eltern zusammen mit ihren Kindern kostenfrei in die Bäder lassen“, ergänzt Ratsmitglied Ove Schröter, stellvertretender Vorsitzender der Ratsfraktion DIE LINKE/Die PARTEI.
Für das Fehlverhalten einiger Jugendlicher jetzt alle Kinder und Jugendlichen aus finanziell schwachen Familien zu bestrafen, ist keine Lösung, sondern eine ungerechte und stigmatisierende Ausgrenzung. Dass Jugendliche sich bisweilen schlecht benehmen, ist vollkommen unabhängig davon, ob sie aus armen oder reichen Verhältnissen stammen.
„Die Botschaft der Aussetzung des kostenfreien Eintritts und der Berichterstattung darüber ist eindeutig: ‚Es sind die Jugendlichen ohne Geld, die Probleme verursachen, die grenzen wir aus, Problem gelöst!‘. Wir erwarten von Gerwin Stöcken, seiner Rolle als Sozialdezernent gerecht zu werden, seine Vorurteile über Bord zu werfen und konstruktiv an der Problemlösung mitzuarbeiten. Und außerdem erwarten wir, dass die Beschlüsse der Ratsversammlung auch umgesetzt werden und dass Ratsmitglieder von der Verwaltung und nicht aus der Presse erfahren, was in der Stadt los ist!“, fordert Thoroe abschließend.