Alternativantrag: Afghanistankrieg nicht vergessen!
Alternativantrag zu Drucksache 1339/2024 „Afghanistankrieg nicht vergessen!“
Die Parkanlage zwischen Holtenauer Straße und Homannstraße (Flurstücke 99/2, 68/9, 98/10, 99/4, 101/6) wird in „Farkhunda-Malikzada-Park“ umbenannt.
Begründung
Es ist richtig und wichtig, an den Krieg, insbesondere auch an den weiterhin anhaltenden Krieg gegen Frauen- und Menschenrechte in Afghanistan zu erinnern. Eine Ehrung von Farkhunda Malikzada entspricht diesem Anliegen. Zugleich wird sie auch Punkt 6.3.4 der Grundsätze und Verfahren bei Straßenbenennungen und Historischen Stadtmarkierungen in Kiel gerecht, was bei einer Ehrung von Oberfeldwebel d.R. Michael Neumann nicht der Fall wäre. Der Vorschlag ist abgestimmt mit dem Team des Afghanistankreises Schleswig-Holstein.
Der brutale Vorfall begann mit einem Streit zwischen Farkhunda und einem Straßenhändler, der Amulette verkaufte.
Farkhunda, eine tief religiöse Frau, äußerte ihren Unmut über diesen abergläubischen Brauch, der ihrer Meinung nach nicht mit den Grundsätzen des Islam übereinstimmte. Der Händler reagierte mit einer folgenschweren Lüge: Er beschuldigte Farkhunda, einen Koran verbrannt zu haben.
Diese Behauptung zog schnell eine Menschenmenge an, die aus der nahe gelegenen Schah-Do-Schamshira-Moschee herbeiströmte. Trotz wiederholter Beteuerungen, unschuldig zu sein, eskalierte die Situation. Die Menge setzte sich in Bewegung, getrieben von religiösem Eifer und der falschen Anschuldigung. Unter den Augen von Polizisten, die nicht eingriffen, wurde Farkhunda öffentlich misshandelt, geschlagen und mit Steinen beworfen.
Als sie zu Boden fiel, nahm die Gewalt kein Ende: Ein Auto überfuhr sie und schleifte ihren Körper etwa 100 Meter mit. Schließlich wurde ihre Leiche zum Kabul-Fluss gebracht, mit Benzin übergossen und verbrannt. Währenddessen skandierte die Menge religiöse und antiamerikanische Parolen.
Der Mord wurde von den Tätern auf Handys dokumentiert, die Bilder verbreiteten sich in Windeseile über soziale Medien, und lösten weltweit Entsetzen aus. Die öffentliche Meinung in Afghanistan war zunächst mehrheitlich gegen Farkhunda, unterstützt durch Äußerungen einiger muslimischer Geistlicher und Regierungsvertreter. Diese behaupteten, sie habe den Islam geschändet, möglicherweise mit dem Ziel, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Eine Untersuchung brachte jedoch die Wahrheit ans Licht: Farkhunda war unschuldig.
Ihre Unschuld löste eine Welle von Protesten aus Demonstrationen und Initiativen, insbesondere von Frauenrechtsgruppen, prägten die Reaktionen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit wurden 49 Personen im Zusammenhang mit dem Mord verhaftet, darunter mehrere Männer aus der Menge und Polizisten, denen Untätigkeit vorgeworfen wurde. Drei Haupttäter wurden zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt, acht weitere Männer erhielten 16 Jahre Haft, ein Jugendlicher, der sich fälschlicherweise als minderjährig ausgegeben hatte, wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die elf Polizisten wurden zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. International verurteilten die USA und die Europäische Union den Mord scharf und machten auf die prekäre Lage der Frauenrechte in Afghanistan aufmerksam.
Der Fall Farkhunda wurde zu einem Symbol für Unrecht und Gewalt, aber auch zu einem Wendepunkt. Er führte zu einem gesellschaftlichen Aufbruch, der friedliche und machtvolle Forderungen nach Menschenrechten und Gerechtigkeit hervorbrachte. Später errichtete die Solidaritätspartei Afghanistans in Kabul ein Denkmal für Farkhunda – ein Zeichen dafür, dass ihr Tod nicht vergessen ist und weiterhin als Mahnung für Frauenrechte und gesellschaftlichen Wandel dient.
Farkhunda starb einen grausamen Tod, doch ihr Name wurde zum Symbol für Mut und Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft.
Vorgang im Infosystem Kommunalpolitik:
Antrag der Ratsfraktion DIE LINKE / DIE PARTEI – 1404/2024
Status: Entscheidung in der Sitzung der Ratsversammlung am 12. Dezember 2024.